Tschernobyl

Waldbrand bei Tschernobyl

Fast genau 34 Jahre nach dem Reaktorunglück von Tschernobyl (26. April 1986) brennt aktuell dort wieder der Wald.

Waldbrände um Tschernobyl treten häufiger auf, z.B. in 10/2018, 7/2017, 4/2015 oder 8/2010. Vor Ort wird oft eine erhöhte Radioaktivität gemessen, die Nachrichtenberichte und YouTube-Filme geben unterschiedliche Informationen weiter.

Dabei ist immer wieder die Rede davon, die radioaktiven Partikel – vor allem Cäsium 137 – könnten in die Atmosphäre aufsteigen und über die Wolken (wie damals nach dem Unglück) bis nach Deutschland getragen werden.

Tatsächlich berechnet der Deutsche Wetterdienst (DWD) mehrmals täglich, wohin die Wolken in den Brandgebieten ziehen. Die Ergebnisse der sogenannten Ausbreitungsrechnungen werden an das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) in Salzgitter übermittelt, das mögliche Gefahren einschätzt. Das BfS betreibt bei Freiburg eine der weltweit führenden Stationen zur Messung der Radioaktivität in der Atmosphäre. Die Messstation – eine von weltweit 80 Radionuklid-Messstationen zur Überwachung von Kernwaffentests und die einzige ihrer Art in Mitteleuropa – ist in der Lage, auch kleinste Mengen radioaktiver Stoffe in der Luft nachzuweisen. Erhöhte Cäsium-137-Konzentrationen, die auf einen Brand in der Sperrzone um Tschernobyl zurückzuführen wären, wurden dort beispielsweise zuletzt im Sommer 1992 registriert.

Zudem befasst sich die Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) gGmbH laut eigener Internetseite seit 1986 mit dem Reaktorunfall von Tschernobyl und dessen Folgen. Dies umfasst sowohl die wissenschaftliche Aufarbeitung des Unfalls als auch die Unterstützung der Behörden vor Ort. Seit 2006 entwickelt die GRS zusammen mit ukrainischen Wissenschaftlern die „Shelter Safety Status Database“ (SSSD). In der Datenbank werden Daten zur radiologischen Situation vor Ort gesammelt, die in Zusammenarbeit mit ukrainischen Experten erhoben werden.

Aktuell wird die Datenbank um Informationen speziell zur Thematik Waldbrände ergänzt. In Gebieten in- und außerhalb der 30-Kilometer Sperrzone kommt es in Zeiten größerer Trockenheit häufiger zu Waldbränden. Die Brände können dazu führen, dass radioaktive Partikel aufgewirbelt werden und in die Atmosphäre gelangen. In der Datenbank kombinieren die Fachleute nun Informationen zu den Waldbränden mit den Luftmesswerten, um mögliche Zusammenhänge zwischen den Bränden und belasteter Luft besser untersuchen zu können.

Übrigens: Die neue App der GRS „Curiuos Marie“ berechnet die Strahlendosis und vermittelt Wissen über Strahlung und Radioaktivität von „Atom“ bis „Zerfall“.
Zum Download: https://www.grs.de/aktuelles/grs-app-curious-marie-strahlendosis