Cola, Spezi, Zucker

Zuckersteuer … auch in Deutschland?

Bis ins 19. Jahrhundert war Zucker in Form von Rohrzucker ein sehr kostbares Genussmittel und nur für die Oberschicht erschwinglich. Die industrielle Herstellung von Zucker aus der Zuckerrübe änderte dies grundlegend und stellte Zucker auch für die breite Masse zur Verfügung. Die Vorliebe für süße (d.h. kohlenhydratreiche) Nahrungsmittel haben wir von unseren steinzeitlichen Vorfahren geerbt, die noch keine Supermärkte um die Ecke hatten. Heutzutage führt dieses Verlangen dazu, dass wir mehr Zucker zu uns nehmen, als uns gut tut: Übergewicht, Diabetes und Herz-Kreislauferkrankungen z.B. nehmen in den Industrieländern rasant zu – inzwischen auch bei Kindern. Gefördert wird diese Situation durch noch billiger herzustellende Isoglucose aus der Stärke von Mais, Kartoffeln oder Getreide. In den USA wird Isoglucose-Sirup bereits seit langem in großem Umfang bei der Lebensmittelproduktion eingesetzt. Im EU-Binnenmarkt war bis Oktober 2017 der Einsatz von Isoglucose auf 5% beschränkt. Experten befürchten nun, dass Rezepturen von Fertig-Lebensmitteln dahingehend geändert werden, dass mehr billige Isoglucose verwendet wird und andere (teurere) Bestandteile reduziert werden. Viele Experten halten Isoglucose für (z.T. erheblich) schädlicher als herkömmlichen Haushaltszucker. Problematisch ist auf jeden Fall die höhere Süßkraft, die einen Gewöhnungseffekt beim Konsumenten verursacht, der in Folge zu immer süßeren Produkten greift.

Vor diesem Hintergrund hat Großbritannien im April 2018 eine Zuckersteuer für zuckerhaltige Getränke eingeführt. Davon ausgenommen sind Fruchtsäfte, Getränke auf Milchbasis und Produkte sehr kleiner Unternehmen. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rät Regierungen, zuckerhaltige Getränke mit einer Sondersteuer von mindestens 20 Prozent zu belegen.

Ob eine Zuckersteuer aber zum gewünschten Effekt – nämlich der Vermeidung von Übergewicht und den damit assoziierten Krankheiten – führt, hängt auch davon ab, wie die Hersteller gesüßter Lebensmittel reagieren. Denn wenn Zucker schlichtweg durch Süßstoffe (z.B. Aspartam, Acesulfam) ersetzt wird, ist es fraglich, ob der gewünschte gesundheitliche Effekt eintritt. Auch wenn Aspartam & Co bereits seit vielen Jahren auf dem Markt sind, sind sich Experten immer noch uneinig, ob kalorienfreie Süßstoffe gesundheitlich wirklich unbedenklich sind und beim Abnehmen helfen.

Letztendlich liegt es in der Verantwortung des Verbrauchers, zu möglichst unverarbeiteten Lebensmitteln zu greifen und bei verarbeiteten Lebensmitteln genau auf die Zutatenliste zu achten.