Tschernobyl

… und nach wie vor strahlt Tschernobyl …

Schlechte Nachrichten:

Die Fertigstellung des neuen Beton-Sarkophags für den im April 1986 explodierten Atomreaktor in Tschernobyl (Ukraine) verzögert sich. Es handelt sich dabei um Anschlussarbeiten und Abdichtungsmaßnahmen. Das Projekt wird finanziert von 40 Ländern sowie der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD), doch die Finanzierung war noch vor wenigen Monaten noch nicht gesichert. Auch die seit Jahren währende Krise in der Ukraine gefährdet die Fertigstellung des neuen Sarkophags in Tschernobyl.

Die Schutzhülle – übrigens das größte bewegliche Bauteil der Welt – wurde aus Strahlenschutzgründen ca. 180 m vom Unglücksreaktor entfernt gebaut und wurde im November 2016 auf Schienen über den alten Sarkophag geschoben. Nun fehlt es noch am Rest der Arbeiten, die eigentlich Ende letzten Jahres schon abgeschlossen sein sollten. Die Fertigstellung des Projekts soll nun bis Ende Mai 2018 abgeschlossen sein.

Der Super-GAU

Am 26. April 1986 ereignete sich eine der folgenschwersten Katastrophen in der Geschichte der zivilen Nutzung der Atomenergie: Im Reaktor 4 des – damals noch russischen – Atomkraftwerks Tschernobyl kam es während einer Simulationsübung zu einer Explosion, bei der eine unvorstellbar große Menge an Radioaktivität freigesetzt wurde, die in Form einer radioaktiven Regenwolke auch bis in unsere Region kam. Immer noch leiden tausende Menschen an den gesundheitlichen Folgen. Auch die dortige ca. 4.300 Quadratkilometer große Sperrzone existiert noch immer, noch 1999 wurde eine weitere Ortschaft in der Ukraine für unbewohnbar erklärt.

Der Reaktorblock 4 wurde direkt nach der Katastrophe mit über 5.000 t Blei, Sand und Flüssigkeiten zugeschüttet, anschließend wurde aus ca. 7.000 Tonnen Stahl und 410.000 Kubikmetern Beton ein Sarkophag darüber errichtet, um den weiteren Austritt von radioaktivem Material zu verhindern. Damals war schnell klar, dass sie nur eine maximale Lebenszeit von geschätzt 30 Jahren haben würde. Da diese Schutzhülle in aller Eile errichtet wurde, sind bauliche Mängel vorhanden und das Dach droht bereits einzustürzen. Um diese Situation zu entschärfen, wurde bereits im Jahr 2007 ein Projekt verabschiedet, einen neuen, noch größeren Sarkophag zu errichten, der nun den Unglücksreaktor inkl. des ersten Sarkophags zumindest für die kommenden 100 Jahre sicher einschließen soll, so hoffen zumindest die Experten.

Rückbau in Planung

In den nächsten 100 Jahren soll dann der Rückbau der defekten alten Schutzhülle und des explodierten Atomreaktors inklusive Beseitigung der hochradioaktiven Stoffe erfolgen. Dafür wurde im Innern der neuen Hülle sehr viel High Tech und zwei riesige Kräne installiert, doch ein Konzept für den schwierigen Rektorrückbau gibt es ebensoenig wie einen Ort für ein Endlager, für dessen Bau sich die krisengebeugte Ukraine vertraglich verpflichtet hat. Noch völlig ungelöst ist auch die Frage, wie man mit den hochradioaktiven Stoffen umgehen soll, denn nach wie vor ist die Strahlung dort für Menschen tödlich.

Nach wie vor sehr hohe Strahlenbelastungen

Der neue Sarkophag löst das eigentliche Problem noch nicht. Sicherheit gibt es erst, wenn die hochradioaktiven Altlasten eines Tages beseitigt sind.

„Die Halbwertszeit des radioaktiven Isotops Cäsium-137, das hauptsächlich bei der Katastrophe in die Umwelt geschleudert wurde, liegt bei ungefähr 30 Jahren. Das heißt heute, 30 Jahre nach der Katastrophe, hat sich die Menge der gefährlichen Nuklide erst halbiert. Experten sagen, dass erst nach zehn Halbwertszeiten, in diesem Fall also 300 Jahren, davon gesprochen werden kann, dass das Cäsium nicht mehr vorhanden und somit für den Menschen nicht mehr gefährlich ist.
Die wirklich gefährlichen radioaktiven Stoffe wie Plutonium und Uran, beide mit Jahrtausenden langen Halbwertszeiten, haben sich Gott sei Dank zum größten Teil im Inneren des Reaktorblocks 4 zu einer Lava-artigen Masse verbunden. Bleibt nur zu hoffen, dass diese Stoffe nicht mehr ans Tageslicht gelangen.“

Fazit

Umweltverbände und -organisationen ist es daher immer noch unverständlich, warum auf der Welt nach wie vor an der Atomenergie festgehalten wird, ja sogar neue Reaktoren in aller Welt sogar mit stattlichen Unterstützungen gebaut und gefördert werden und hingegen Erneuerbare Energien ausgebremst und in ihrer Leistung abgeregelt werden. Die Risiken bei der Errichtung, Betrieb und Entsorgung von Anlagen der Erneuerbaren Energien betragen im Vergleich dazu nur einen geringen Bruchteil davon und gefährden die kommenden Generationen auch nicht über Jahrtausende.

Quellen bzw. weitere Infos unter:

http://www.spiegel.de/thema/tschernobyl/   bzw. https://tschernobyl-info.de/